[Roleplay] [German] Bewahrer der Lieder

Discussion in 'The Library' started by Parallaxe, Oct 4, 2014.

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  1. Parallaxe

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    Auch wenn der Veröffentlichungstermin noch fern ist, Rollenspiel hält bereits Einzug in SotA. Es gibt bereits einige Geschichten und Projekte für RP-ler hier. Auch einige deutschsprachige Rollenspieler habe ich hier schon getroffen und vielleicht geht es ihnen ähnlich wie mir, dass man sich bei RP in deutscher Sprache irgendwie sicherer fühlt und sich besser ausdrücken kann?

    Dieser Thread ist daher als Mitmach-Thread für deutschsprachige RP-ler gedacht, die schon vor dem Start von SotA ein bisschen die RP-Feder schwingen wollen. Der Mitmach-Thread funktioniert so, dass ...

    ... ach was, schauen wir doch einfach direkt hinein in die Geschichte:

    _________________________

    Owl's Head lag im aufziehenden Dunst des Herbstabends. Die Schatten wurden länger, die Gassen stiller. Aus den Fenstern floss warmer Laternenschein und aus den Häusern drangen hier und dort gedämpfte Stimmen; mitunter auch Lachen, Schimpfen, Weinen oder Gesang.

    "Pass doch auf, altes Weib!" Hallte es unvermittelt durch die Gasse, die hinauf zur Schänke führte. Begleitet vom metallischen Hall beschlagener Hufe preschte ein prunkvoll gewandeter Reiter hinauf zu den imposanten Anwesen der betuchteren Bewohner von Owl's Head. Die derart gescholtene Frau hatte sich nur mit Mühe auf den Beinen halten können und strich sich nun die schmucklose, braune Robe glatt. Mühevoll klaubte sie ihren Gehstock auf, auf dem im sterbenden Tageslicht kurz verschlungene Zeichen zu sehen waren. Sie sah dem noblen Reiter hinterher und senkte dann den Kopf in einer Geste des Bedauerns, fast mitleidvoll.

    "Hochnäsiges Pack, es wird immer übler mit ihnen" klang es schliesslich von der Schänke her zu der alten Frau hinüber. Sie sah auf. Eine Gestalt stand in der offenen Tür der Schänke und vor dem Licht, das aus der Taverne quoll, konnte sie nur seine Umrisse ausmachen. "Willst du hereinkommen und dich etwas aufwärmen, Mütterchen?". Ja, das wollte sie. Die Taverne war das Ziel ihrer beschwerlichen Reise gewesen. Und der Ort ihrer nächsten Aufgabe.

    [​IMG]

    Der wohlmeinende Fremde war rasch in einer Ecke der Schänke verschwunden um sich zu seinen Gefährten zu gesellen. Die Tische waren so früh am Abend erst spärlich besetzt, das Lachen und Schwatzen füllte den Saal nur mühevoll.
    Die alte Frau sah sich um, während die Tür hinter ihr zufiel. Der Ort musste sorgsam gewählt werden, der Tisch durfte weder zu klein, noch zu gross sein. In all den Jahren, die vergangen waren, hatte sie ein Auge dafür entwickelt, welche Orte ihrer Arbeit zuträglich waren und welche nicht. Manchmal waren es nur winzige Details, die den Unterschied machten.
    Schliesslich fand sie einen geeigneten Tisch; er hatte wohl Platz für eine Gruppe von Gästen, war aber nicht so gross, dass sie dort verloren wirken würde. Und er war etwas abseits vom üblichen Treiben, jedoch nicht völlig abgeschieden.

    Mit einem erleichterten Seufzen liess sie sich nieder und legte den wundersam verzierten Gehstock neben sich. Und dann wartete sie.

    Eine streunende, rotznäsige Waise war sie gewesen, als sie an jenem Tag in den Gossen von Kingsport die Bestimmung ihres Lebens gefunden hatte. Jene Bestimmung, die sie schliesslich hierher nach Owl's Head geführt hatte. Ein Fremder in brauner, schmuckloser Robe und mit einem seltsam verzierten Gehstock hatte sie an jenem Tag aufgegabelt und ihrem Leben eine Richtung gegeben. Einige Jahre später war dieser Fremde ihr Bruder geworden, damals, als man sie zur Bewahrerin der Lieder berufen hatte. Sie war damit zu einem vollwertigen Mitglied im Bund der Chronisten aufgestiegen und ihre Aufgabe war es, hinaus zu ziehen und Geschichten zu sammeln.

    Jeder ihrer Brüder und Schwestern kam dieser Aufgabe auf eine andere Weise nach. Ihre Art war es, zu warten. Sie war immer wieder auf's Neue verwundert, dass es oft nur eine stille Aufmerksamkeit brauchte, um die Menschen dazu zu ermuntern, ihr ihre Geschichten zu offenbaren.

    Manche von ihnen setzen sich erst nach langem Zögern zu ihr und begannen übergangslos und ohne Gruss zu erzählen. Andere setzen sich wortlos und mit gesenktem Kopf zu ihr, während sich ihre Geschichte nur in ihren Gedanken entfaltete. Wieder andere erzählten ihr keine Geschichten, sondern kurze Gedichte oder Lieder. Und wieder andere zeigten ihr Bilder und Gemälde - entweder gefundene oder selbst gemalte - die sie berührt und beeinflusst hatten. Manche gingen wort- und grusslos, nachdem sie ihr ihre Geschichte erzählt hatten. Andere wiederum blieben an ihrer Seite sitzen, nachdem sie ihr Lied beendet hatten.

    Für die alte Frau machte es keinen Unterschied, wie lang oder wie kurz, wie kunstvoll oder wie schlicht die Geschichten waren. Ob es Geschichten aus dem eigenen Leben oder aus dem Leben von anderen waren, war ihr ebenso egal. Denn sie wusste, dass all diese Geschichten kostbar waren. Es waren nicht die Häuser und hohen Hallen, die Reichtümer und kostbares Geschmeide die einer Welt ihr Antlitz gaben. Es waren die grossen und kleinen Geschichten der Menschen, die einer Welt die Seele verliehen. Um diese Geschichten zu sammeln und zu bewahren war sie hergekommen. Als Bewahrerin der Lieder im Bund der Chronisten.

    Und so wartete sie auf den ersten Menschen, der ihr an diesem Abend seine Geschichte erzählen würde ...
     
  2. Mata

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    Auf ihrem Weg nach Hause kommt sie an der Schänke vorbei.


    [​IMG]

    Als die Melodie erklingt , bleibt sie stehen und lauscht den Worten des Gesanges.



    ~~~ # ~ # ~~~ # ~ # ~~~ #~#~# ~~~ # ~ # ~~~ # ~ # ~~~
    Die Gedanken sind frei, wer kann sie erraten,​
    Sie fliegen vorbei wie nächtliche Schatten.​
    Kein Mensch kann sie wissen, kein Jäger erschießen​
    Mit Pulver und Blei: Die Gedanken sind frei!​
    Ich denke was ich will und was mich beglücket,​
    Doch alles in der Still', und wie es sich schicket.​
    Mein Wunsch und Begehren kann niemand verwehren,​
    Es bleibet dabei: Die Gedanken sind frei!​
    Ich liebe den Wein, mein Mädchen/Burschen vor allen,​
    Sie/er tut mir allein am besten gefallen.​
    Ich sitz nicht alleine bei einem Glas Weine,​
    Mein Mädchen/Burschen dabei: Die Gedanken sind frei!​
    Und sperrt man mich ein im finsteren Kerker,​
    Das alles sind rein vergebliche Werke.​
    Denn meine Gedanken zerreißen die Schranken​
    Und Mauern entzwei: Die Gedanken sind frei!​
    Drum will ich auf immer den Sorgen absagen​
    Und will mich auch nimmer mit Grillen mehr plagen.​
    Man kann ja im Herzen stets lachen und scherzen​
    Und denken dabei: Die Gedanken sind frei!​
    ~~~ # ~ # ~~~ # ~ # ~~~ #~#~# ~~~ # ~ # ~~~ # ~ # ~~~
    Thoughts are free, who can guess them?​
    They fly by like nocturnal shadows.​
    No man can know them, no hunter can shoot them,​
    With powder and lead: Thoughts are free!​
    I think what I want, and what delights me,​
    But all in the silence, and just how it is​
    My wish and desire, no one can denier​
    And so it will always be: Thoughts are free!​
    I love wine, and my girl/boy even more,​
    Only I like her/him best of all.​
    I'm not alone with my glass of wine,​
    My girl/boy is with me: Thoughts are free!​
    And if I am thrown into the darkest dungeon,​
    All this would be useless,​
    Because my thoughts will tear all gates​
    And walls apart: Thoughts are free!​
    So I will renounce my sorrows forever,​
    And never again torture myself with some fancy ideas.​
    In one's heart, one can always laugh and joke​
    And think at the same time: Thoughts are free!​
    ~~~ # ~ # ~~~ # ~ # ~~~ #~#~# ~~~ # ~ # ~~~ # ~ # ~~~

    Ich habe den Text etwas für uns Mädels angepasst. *zwinker*
     
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